Ein entschei­dener Schlüs­sel­moment für die Entstehung von Somatic Experi­encing war eine Sitzung von Peter Levine mit seiner Klientin Nancy. Bei der Vorstellung eines imagniären Tigers, der sie angreift, fing sie an wegzulaufen. Durch diesen heilsamen Impuls konnte die durch ein Trauma unter­drückte Lebenskraft wieder erweckt werden. Seitdem ist der Tiger ein Symbol für Somatic Experi­encing.

Das Nerven­system erkunden und unter­stützen

Warum Somatic Experi­encing?

Bei Stress oder Gefahr kommt es zu einer hohen Aktivierung des Nerven­systems, die mit der Bereit­stellung von viel Energie einhergeht. Diese Energie soll Überle­bens­stra­tegien wie z.B. Flucht oder Kampf ermöglichen. Wird diese Energie nicht erfolgreich freigesetzt oder entladen, bleibt sie im Nerven­system gebunden. Diese Energie steht dann nicht mehr als freie Lebens­energie zur Verfügung und der Körper ist weiterhin in Alarm­be­reit­schaft. Dies kann vielfältige Symptome verursachen – auch wenn uns manchmal ein Zusam­menhang gar nicht bewusst ist.

Die Arbeit mit Somatic Experi­encing (SE) ® ermöglicht es Sicherheit im Körper sowie Regulation und Ko-Regulation des Nerven­systems zu erfahren und (wieder) zu erwecken bzw. erlernen. Durch schritt­weises Entladen und Integrieren können Wahlmög­lich­keiten an die Stelle von automa­ti­schen Mustern treten, die Toleranz­schwelle für Stress steigen sowie die Verbindung zu sich, anderen und der Umwelt ermöglicht und vertieft werden.

N ervensystem in seiner Funktion bei Gefahr verstehen

E igenes Nerven­system kennen und verstehen lernen

R egulation des Nerven­systems üben

V ollendung von unvoll­en­deten (Überlebens-)Impulsen

E ntladung und Integration erstarrter Prozesse

N euver­handlung von belastenden Erlebnissen

(Trauma-)Arbeit mit dem autonomen Nerven­system

Was ist eigentlich Somatic Experi­encing (SE)?

Der Ursprung

Der inter­na­tional anerkannte Trauma­for­scher und Trauma­the­rapeut Peter A. Levine hat mit Somatic Experi­encing (SE) ® eine ressourcen- und körper­o­ri­en­tierte ganzheit­liche Methode zur Regulation und Integration von Trauma­fol­ge­stö­rungen entdeckt und entwickelt sie stetig weiter. Seit über 45 Jahren verbindet er erfolgreich seine multi­dis­zi­pli­nären Studien über Stress­phy­sio­logie, medizi­nische Biophysik, Psychologie, Ethnologie, Biologie, Heilungs­prak­tiken indigener Völker und Neuro­wis­sen­schaft mit der klinischen Anwendung von SE.

Somatic Experi­encing definiert Trauma nicht in erster Linie durch das Ereignis, sondern durch die körperliche Reaktion auf dieses. In einer bedroh­lichen Situation läuft automatisch ein Notprogramm im Körper gesteuert vom Nerven­system ab – z.B. Kampf, Flucht, Er­starr­ung oder Kollabieren. Erst wenn die dabei mobili­sierte immense Energie entladen wurde, ist für den Körper die Gefahr vorbei. Ansonsten bleibt er weiterhin in Alarm­be­reit­schaft.

Die Polyva­galtheorie

Die Polyva­galtheorie ist eine 1994 von Stephen W. Porges vorge­stellte Theorie, die das autonome Nerven­system (ANS) beschreibt – insbe­sondere ihre Aufgabe: Unser Überleben sicher stellen. Das ANS sorgt dafür, dass wir auf Gefahren („Stress“) reagieren – und zwar schneller als wir denken können und deswegen funktio­nieren diese Prozesse auch, ohne dass wir darüber nachdenken oder sie willentlich steuern könnten.

Ein wichtiger Teil der Polyva­galtheorie ist die Feststellung, dass der Parasym­pa­thikus in zwei unter­schied­liche Teile des Vagusnervs unterteilt werden kann, die für sehr verschiedene Aufgaben zuständig sind. Daher gibt es also drei Anteile des autonomen Nerven­systems – den Sympathikus und die beiden parasym­pa­thi­schen Anteile – die keineswegs als Gegen­spieler agieren, sondern sie funktio­nieren gemeinsam und sich ergänzend. Dieses Verständnis ist eine der Grundlagen für die Arbeit mit dem Nerven­system beim Somatic Experi­encing.

Entladung & Integration

Somatic Experi­encing ist eine Form der (non-)­verbalen Kommu­ni­kation mit dem Körper­ge­dächtnis. Das Nerven­system wird sanft ange­leitet, die während des Traumas blockierten Energien zu entladen und evtl. vorhandene unvoll­endete Impulse assoziiert zu vollenden und zu integrieren. Hierbei spielt das soge­nannte Titrieren eine wichtige Rolle – d.h. die blockierten Energien werden nicht auf einmal, sondern wohldosiert und in kleinen Schrittchen nach und nach entladen.

Beim Somatic Experi­encing geht es darum die natürliche Selbst­re­gu­lation im Nerven­system (wieder-)herzu­stellen und die Person dabei zu unter­stützen, ihr eigenes Nerven­system mit den indivi­du­ellen Notfall­mustern immer besser zu verstehen, lesen und regulieren zu können. Dies kann ermöglichen, die als Folge von Schock und Trauma im Körper entstan­denen Symptome zu wandeln, so dass Befreiung, Leben­digkeit und ein Gefühl von Sicherheit in den Körper zurück­kehren können.

Mit dem Nerven­system arbeiten

Prozess­a­rbeit mit SE

Beim Somatic Experi­encing erkunden und erforschen wir Dein Nerven­system gemeinsam. Du lernst es immer besser zu verstehen – sowohl theoretisch als auch praktisch – und Dich immer besser in den unter­schied­lichen Erregungs­zu­ständen des Nerven­systems zu verorten. Sobald die erfor­der­lichen Fähigkeiten zum sicheren Agieren vorhanden sind, können klein­schrittig und wohldosiert belastende oder trauma­tische Ereignisse in den Prozess eingeladen werden. Wenn das Ereignis zu belastend war oder eine Erinnerung daran fehlt, ist es auch möglich ohne Inhalt zu arbeiten.

SE

erleben
Gut zu wissen...

Tipps & Hinweise

HINWEIS: Ich bin z.Z. noch als Somatic Experi­encing Praktikerin in der Ausbildung (seit Feb 2022 bis voraus­sichtlich Jan 2025).


Hier noch ein paar Tipps und Hinweise rund um Somatic Experi­encing:

  • Termine sind nur nach Verein­barung möglich.
  • Somatic Experi­encing kann alleine oder in Kombination mit Shiatsu oder Natur­the­rapie angewendet werden.
  • Plane gerne im Anschluss an den Somatic Experi­encing (SE) Termin für Dich etwas Zeit ein, um draußen in Ruhe ein Stückchen zu Fuß zu gehen, bevor Du in Deinen Alltag zurück­kehrst (insbe­sondere wenn Du mit dem Auto kommst) bzw. Zeit und Raum für Dich an einem Ort, wo Du sicher und geborgen fühlst.
  • Unterstütze Deinen Körper nach dem Termin, indem Du ihn mit ausreichend Flüssigkeit versorgst – vorzugs­weise stilles Wasser oder Tee.

Lesestoff für Inter­es­sierte ...

… zu den Themen Somatic Experi­encing und Trauma